Aufgrund ihres eigenwilligen, fiktiven Image hat es schon immer Kontroversen zum Thema Rednex gegeben. Hier enthüllen wir erstmals die wahre Geschichte über ihren Weg zum Ruhm und den Grund dafür, dass die Aufnahmen zu ihrem zweiten Album so lange auf sich warten ließen:
Die Rednex sind das Geistesprodukt eines Kreativkollektivs aus Stockholm, bestehend aus Produzenten, Musikern, visuellen Künstlern, Stylisten, Videoproduzenten etc. 1993, als diese Künstlergruppe bereits im Musikbusiness aktiv war, beschlossen die Mitglieder, dass es dem Musikmarkt an positivem, fröhlichen Entertainment der verspielteren Gangart mangelte. Man befand dass es höchste Zeit war, den Musikfans etwas Spaß und Partystimmung zu präsentieren.
Verschiedene Ideen wurden ausprobiert, eine Mischung aus Country und Dancemusic entstand, und ein Projekt mit Namen Rednex nahm langsam aber sicher Formen an. Die Bandmitglieder firmierten unten den Künstlernamen Ken Tacky, Billy Ray, Bobby Sue, BB Stiff und Mary Joe (letztere ist allerdings inzwischen durch Whippy, den neuen weiblichen Star der Truppe, ersetzt worden).
Das Team beschloss, der Band nicht nur ein schmutzverkrustetes Country-Image zu verpassen, obendrein wurde eine absolut abgefahrene Biographie erfunden. Dieser ersten Bio war zu entnehmen, dass die Band aus den USA stammte und durch Zufall in einem entlegenen und extrem inzuchtgeprägten Ort namens Brunkeflo City in Idaho gefunden worden war. Das einzige brauchbare Gen, das in dieser kleinen, von Blutschande geplagten Gemeinde überleben konnte, war das Musikgen. Nach ihrer Entdeckung wurden die fünf nach Schweden gebracht, um ihre erste Platte aufzunehmen. Diese frei erfundene Story wurde als offizielle Bio an die Presse versandt.
Cotton-Eye Joe wurde dank seiner eigenwilligen Mischung aus Country und Techno sofort zum Hit. Ursprünglich waren die Reaktionen so überwältigend, dass gar keine groß angelegte Werbekampagne nötig war, um die CD an den Mann zu bringen. Die Scheibe verkaufte wie von selbt, ohne dass die Band auch nur einmal aufgetreten wäre. Dieser erstaunliche Überraschungserfolg führte dazu, dass Presse und Medien von den Rednex schwärmten und mehr über die Band und ihre Hintergründe herauszufinden versuchten
Um die Situation anzuheizen, beschlossen die Musiker, ihre wahren Identitäten weiterhin für sich zu behalten. Ken Tacky, Billy Ray, Bobby Sue, BB Stiff und Mary Joe lehnten zunächst sämtliche Interviews oder Auftritte ab, mit Ausnahme von ein paar telefonischen Kostproben für kleine schwedische Lokalsender, bei denen sie Englisch mit amerikanischem Südstaatenakzent sprachen. Da sich diese Geheimniskrämerei just zu der Zeit abspielte, als die Platte in ganz Europa den ersten Platz belegte, wurde der Druck seitens der Medien immer größer.
Zunächst war es für die Rednex einfach, sich zu verstecken, denn die Gesichter der Bandmitglieder waren ständig staubverschmiert und auf den wenigen offiziellen Fotos kaum zu erkennen.
Ihr gewollt ungewaschenes Image half ihnen dabei, ihre wahren Identitäten auch in ihrem preisgekrönten Lowbudget-Video geheim zu halten.
Bei den Dreharbeiten konnten sie sich übrigens noch keine Hotelzimmer leisten und mussten auf dem Küchenboden eines der Kameramänner campieren. Ihre Outfits besorgten sie sich in billigen Secondhand-Läden, legten sie auf einen Kiesweg und fuhren so lange mit dem Auto darüber, bis sie alt, staubig und abgetragen aussahen.
Als Journalisten endlich der Band habhaft wurden, antworteten die Rednex nur mit Grunzen oder Schreien, um das Image der unzivilisierten Inzuchtprodukte aus den Wäldern von Idaho aufrecht zu erhalten. Anfangs, als sich ein paar Bandmitglieder ihre Brötchen noch tagsüber mit redlicher Arbeit verdienen mussten, lauerten ihnen Photographen und Reporter wiederholt auf und zwangen sie, ihren Arbeitsplatz unauffällig durch die Hintertür zu verlassen und sich zu verstecken. Bei ihren seltenen Fernsehenauftritten erschienen sie immer mit vollem Make-up und Bühnenkleidung auf dem Set und hüllten sich ansonsten in Schweigen. Sogar in ihrer Heimat Schweden wurden sie auf Englisch angesprochen.
In einem Studio, dessen Lage streng geheim gehalten wurde, machten sich Produzenten und Band an die Aufnahmen zum Debütalbum Sex & Violins, dessen Cover einen Nachttopf zeigt, in dem die Gesichter der Bandmitglieder schwimmen. Das Cover wurde in den meisten Ländern indiziert und die Platte in einer braunen Packpapierverpackung verkauft.
Der Druck auf die Rednex nahm weiter zu, und es gestaltete sich immer schwieriger, ihre Identitäten noch länger geheim zu halten. Bei ihrem ersten Live-Gig versuchten Reporter und Fans jeden erdenklichen Trick, um näher an die Band heranzukommen, wobei sie das helle Chaos auslösten. In weiser Voraussicht hatte die Touragentur jedoch eine unüberwindliche Mauer aus Bodyguards angeheuert und schaffte es so, das Mythos lebendig zu halten. Die Bandmitglieder ihrerseits zeigten sich nie offiziell ohne Make-up und ihre zerrissenen Cowboy-Klamotten.Schließlich verkaufte ein Mitglied des Teams (dessen Identität bis heute nicht ergründet werden konnte) die Fakten an die Presse. Die Passbilder der einzelnen Mitglieder wurden veröffentlicht und ihre Namen preisgegeben.
Dennoch hielten die Rednex an ihrem Image als partyfeiernde Hillbilly-Technoband fest und spielten auf der ganzen Welt ausverkaufte Shows mit positiver Energie sowie jeder Menge Interaktion mit ihrem Publikum. Ihr Image war bis zu einem gewissen Grad revolutionär, weil die fünf gar nicht erst versuchten, den Anforderungen des Establishment in Sachen Sauberkeit und Schönheit zu entsprechen, sondern sich ganz im Gegenteil darum bemühten, so hässlich und schmuddelig wie möglich zu wirken - was auch heute noch als originelles Konzept gilt.
Gelegentlich hat ihre Eigenwilligkeit die Band in die verschiedensten unangenehmen Situationen gebracht. Einmal wurden sie in Norwegen wegen Biertrinkens auf offener Bühne verhaftet, in Südafrika wurden sie eingeladen, bei einer Hells Angels-Party aufzutreten, und dann sorgten sie für Furore, als sie zur Primetime bei einem deutschen Fernsehsender nackt auftraten.
Am meisten bleibt die bunte Truppe aber durch ihre Musik in den Köpfen der Fans. Der Erfolg bescherte Rednex den Echo 2001 für den besten Pop-Song international!
Rednex live in Düsseldorf